Sinnesorgane

Die Sinne der Katze

Marcus Skupin | Welt der Katzen
vom 28. Dezember 2002 (Stand: 01. Januar 2022)

Die Katze verfügt über geringe Naturgaben, eine gewisse Dummheit und ist zu ungeschickt, etwas zu erlernen; so das Fazit aus dem folgenden Abschnitt eines Naturbuches des Jahres 1814. - Wie erschreckend wenig wussten doch die Menschen noch vor gut 200 Jahren über die Katze ...

"Sie hat ein ziemlich gutes Gesicht bey Tag, und einen scharfen Blick im Dunkeln, wo sich die Pupille ihres Auges, die am Tage sehr verenget, und oft linsenförmig zusammengezogen erscheint, sehr erweitert, und die vorhandenen Lichtstrahlen in sich aufnimmt, die ihrem Auge einen feurigen Glanz ertheilen. Auch ihr Gehör ist gut, ihr Ohr sehr zart, und beweglich. Ihr Geruch ist empfindlich, aber nicht scharf. Sie ist nicht im Stande, ihren Raub durch denselben von Weitem zu entdecken, und zu verfolgen. Ihre übrigen Naturgaben sind ebenfalls gering, und eine gewisse Dummheit macht sie neben ihrer Wildheit ungeschickt, etwas zu erlernen. Die Beispiele von abgerichteten Katzen sind unzuverlässig, und selten." [2]

Fünf Sinne und mehr...

Kanadische Sphynx

Sinne der Katze

© Marcus Skupin

Die Sinne der Katze sind auf ihr Leben als Raubtier ausgerichtet.

Katzen verfügen zunächst über die gleichen Sinne wie der Mensch, nämlich Seh-, Gehör-, Geruchs-, Tast- und Geschmackssinn. Allerdings unterscheidet sich die Ausprägung dieser Sinne von der des Menschen.

Außer diesen 5 Sinnen, verfügen Katzen allerdings noch über weitere Sinne, die beim Menschen im Laufe der Zeit verloren gingen.

Einer davon ist der Gleichgewichtssinn, der zwar grundsätzlich auch beim Menschen vorhanden ist, bei der Katze aber weitaus besser funktioniert. - Kein Wunder. Menschen leben schließlich auf dem Boden; Katzen hingegen bewegen sich auch balancierend auf Zäunen, Mauern, Bäumen etc. und springen sehr oft. Das für den Gleichgewichtssinn zuständige Organ ist übrigens der sogenannte Vestibularapparat, der sich im Innenohr befindet.

Darüber hinaus besitzen Katzen einen besonderen Ortssinn und das Jacobson sche Organ, das ihnen eine besondere Chemokommunikation ermöglicht.

Sehen

Luchsauge

Luchsauge

© 2020, Marcus Skupin

Der Sehsinn der Katze ist erheblich besser als der des Menschen. Er ist auf die Jagd, insbesondere in der Dämmerung, abgestellt. Die an der Vorderseite des Kopfes sitzenden Augen ermöglichen - wie auch bei uns - durch die Überschneidung des Blickwinkels jeden einzelnen Auges ein räumliches Sehen, das z.B. für das Abschätzen von Entfernungen unerlässlich ist.
Das Gesichtsfeld einer Katze, d.h. der Bereich, in dem diese ohne eine Drehung des Kopfes sehen kann, ist erheblich größer als das unsere, es beträgt insgesamt 200 bis 280 Grad. Innerhalb dieses Blickfeldes sieht die Katze auf etwa 90 bis 120 Grad räumlich, da dieser Winkel von beiden Augen "abgedeckt" wird. Zusätzlich wird durch jedes Auge ein Winkel von je 80 Grad abgedeckt, in dem die Katze zwar nicht räumlich sieht, ihr aber trotzdem keine Bewegung entgeht.
Bei Dunkelheit können sich die Pupillen der Katze bis etwa 90 Prozent der Augenfläche weiten und es reicht ihr noch ein Sechstel der Lichtmenge, die ein menschliches Auge benötigen würde, um ein Bild zu sehen. Grund für diese besondere Leistung der Augen ist der Aufbau des Katzenauges, das sich vom menschlichen Auge in einigen wichtigen Punkten unterscheidet. Neben dem Abstand der Netzhaut zum Augapfel und der stärkeren Krümmung der Netzhaut gehört hierzu eine weitere "Einrichtung" die die Katze uns Menschen voraus hat.
Früher erklärte man sich das Leuchten von Katzenaugen im Dunkeln damit, dass die Katze des Nachts das Licht wieder zurückwirft, das sie am Tage eingesogen hat. [4]
Heute wissen wir: Sie besitzt ein sogenanntes "tapetum lucidum", eine reflektierende Schicht an der Augenrückseite, durch die das wenige bei Dämmerung einfallende Licht "gespiegelt" wird, so dass in der Netzhaut die in den Lichtwellen enthaltenen Daten nochmals "gelesen" werden können. Das "tapetum lucidum" ist somit der Grund dafür, dass Katzenaugen bei Dunkelheit leuchten, sofern sie von einem Lichtstrahl "berührt" werden.

Katzen können Farben unterscheiden. Blau, Grün und Gelb werden gut, Rot wahrscheinlich gar nicht gesehen. Die verhältnismäßig schlechte Farbsicht der Katze rührt von der niedrigen Zahl sogenannter Zapfenzellen her. Katzen besitzen hingegen eine größere Anzahl von Stäbchenzellen, die für die Schwarz-Weiß-Sicht erforderlich sind und der Katze bei Dämmerung oder Dunkelheit gute Dienste erweisen.
Die meisten Katzenarten verfügen über schlitzförmige, elliptische Pupillen, die es den meist nachts jagenden Tieren ermöglichen, bei hellem Sonnenlicht eine möglichst geringe Lichtmenge einfallen zu lassen. Großkatzen (mit Ausnahme des Nebelparder), Geparde sowie Puma, Manul und Jaguarundi hingegen verfügen über runde Pupillen, die für die Jagd bei Tageslicht und in offenem Gelände Vorteile bieten (vgl. die folgende Tabelle zur Pupillenform [3]).

Pupillenformen der Wildkatzen

Katzenart (wissenschaftlich)

runde Pupillen

schlitzförmige Pupillen

Panthera tigris

Tiger

Panthera leo

Löwe

Panthera uncia

Schneeleopard

 

Panthera onca

Jaguar

 

Panthera pardus

Leopard

 

Neofelis nebulosa

Nebelparder

Acinonyx jubatus

Gepard

Puma concolor

Puma

Puma yagouaroundi

Jaguarundi

Otocolobus manul

Manul

alle anderen

andere Katzenarten

Hören

Katzen verfügen auch über ein ausgezeichnetes Gehör.
Der Frequenzbereich reicht hierbei bis zu etwa 65.000 Hz, was den des Menschen um mehr als das Dreifache übersteigt. Selbst das leiseste Rascheln und das leichteste Quieken, von Nagetieren wird noch erfasst, was durch die Möglichkeit, die Ohren um bis zu 180 Grad zu drehen und die Trichterform der Ohrmuscheln unterstützt wird.
Die Ohren einer Katzen lassen sich unabhängig voneinander in fast alle Richtungen drehen, wodurch es ihr möglich ist, Beutetiere regelrecht zu orten und selbst bei Dunkelheit durch einen gezielten Sprung zu erwischen.

Riechen, Schmecken, Tasten

Puma

Puma

© 2012, Marcus Skupin

Der Geruchssinn von Katzen ist etwa dreifach besser als der des Menschen, andererseits aber bei weitem nicht so gut wie der des Hundes. So besitzt der Mensch etwa 5 bis 20 Millionen Geruchszellen, die Katze bringt es auf etwa 60 bis 65 Millionen und der Hund gar auf 70 bis 200 Millionen Geruchszellen. Bei der Wahrnehmung mancher Gerüche, Baldrian, Katzenminze etc. reagieren viele Katzen regelrecht berauscht. Hier spielt neben dem reinen Riechen allerdings auch das Jacobson'sche Organ (Vomeronasalorgan) eine wichtige Rolle, mit dessen Hilfe chemische Substanzen (z.B. Drüsensekrete) ausgewertet werden können. Der Geruchssinn ist wie auch der Tastsinn bereits bei neugeborenen Katzen entwickelt.

Schließlich verfügen Katzen auch noch über einen Geschmackssinn. Dieser ist allerdings bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei den Menschen, sondern hauptsächlich darauf ausgerichtet, die für die Katze wichtigen tierischen Aminosäuren im Fleisch zu erkennen. Katzen besitzen 473 Geschmacksknospen, Menschen hingegen 2.000 Geschmacksknospen. Es gilt heute als sicher, dass Katzen nicht in der Lage sind, "Süßes" zu schmecken. Sie können allerdings durchaus saure, salzige und bittere Substanzen unterscheiden. Die Geschmacksknospen sitzen ebenso, wie kleine nach hinten gerichtete "Hornstacheln" auf der Katzenzunge. Diese Hornstacheln wirken wie eine Raspel, mit der Fleischstücke von Knochen geschabt werden.

Der Ortssinn der Katzen verleiht diesen wunderschönen Tieren, die Fähigkeit selbst über große Entfernungen ihr Heim wiederzufinden. Ob die Katzen sich hierbei an Geräuschen etc. oder etwa an elektromagnetischen Feldern der Erde orientieren, ist derzeit noch nicht endgültig geklärt. Untersuchungen haben allerdings ergeben, das an Katzen befestigte Magnete das mit dem Ortssinn verbundene "Heimfindevermögen" stören, was ebenso wie die Tatsache, das im Katzenhirn kleine Mengen Eisen eingelagert sind, für die zweite Annahme sprechen würde.

Eurasischer Luchs

Eurasischer Luchs

© 2020, Marcus Skupin

Schließlich ist auch der Tastsinn der Katzen etwas ganz Besonderes. Am auffallendsten sind - auf den Tastsinn der Katze bezogen - sicherlich die Tasthaare, die die Katze deutlich sichtbar an Ober- (in vier bis fünf Reihen) und Unterlippe sowie über den Augen trägt.

KRUENITZ (1786) schreibt zu den Tasthaaren: "Fast alle Thiere haben auf jeder Seite der Schauze einige lange, gerade, feste Haare, beynahe wie Schweineborsten; bey der Katze aber sind sie so stark und steif, und auf eine solche Art zusammengesetzt, daß man sie gemeiniglich einen Knebelbart nennt, welcher sich mit einem Bogen nach dem Leibe wendet. Man findet auch noch andere an jeder Seite der Stirn, unter dem Vorderwinkel des Auges und auf jeder Seite des Kopfes, über die Ecken des Mundes hin. Die meisten pflegen weiß, die längsten etwa 3 Zoll lang zu seyn." [4]

Die Tasthaare im Gesicht werden auch als Schnurrhaare bezeichnet. Auch an Kinn und Wangen sowie an den Vorderbeinen (Rückseite) befinden sich Tasthaare.
Die Tasthaare sind an den Haarwurzeln, die dreimal tiefer in der Haut liegen als normale Haarwurzeln, mit zahlreichen Nerven verbunden. Diese leiten die empfangenen Signale ans Gehirn der Katze weiter. So werden z.B. Bewegungen im Nahbereich der Katze aber wohl auch Hindernisse oder enge Stellen unabhängig vom Sehsinn der Katze "gemeldet". Die Vibrissen, wie die Tasthaare auch heissen, sind bereits bei Neugeborenen voll entwickelt (im Gegensatz zum Seh- und Gehörsinn) allerdings aufgrund der noch nicht ausgereiften Hirnareale des Neugeborenen zu diesem Zeitpunkt noch nicht "einsatzbereit".
Die Tasthaare im Schnauzenbereich sind zum Teil beweglich und können dem menschlichen Beobachter Aufschluss über die Stimmung der Katze geben. Ebenfalls dem Tastsinn der Katze zuzuordnen sind die empfindlichen Sohlenballen der Katze. Die Empfindlichkeit ist so groß, das Katzen bereits leichte Erschütterungen wahrnehmen und so auch Gefahren für den Menschen - wie Erdbeben erfassen können.

Quellen:

[1] Skupin, Marcus: Die Sinne der Katze in Welt der Katzen, online, 2002
[2] Naturhistorische Beschreibung der Säugthiere, Band 1 nach Buffon, bearbeitet von Karl Schmid, 1814
[3] The Biology and Conservation of Wild Felids; herausgegeben von David Macdonald, Andrew Loveridge
[4] Kruenitz, Johann Georg; Floerke, Friedrich-Jakob; Floerke, Heinrich Gustav; Korth, Johann Wilhelm David; Kossarski, Ludwig; Hoffmann, Carl Otto: Oekonomische Encyclopaedie oder allgemeines System der Staats- Stadt-, Haus- und Land-Wirthschaft, und der Kunstgeschichte, Band 36, S. 202

Liebe ist das höchste Gut der Welt! Wo Du sie findest, halte sie fest - denn ohne sie kannst Du nicht leben.

Marcus Skupin, 1982

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